Die Mauren by Albert Stähli

Die Mauren by Albert Stähli

Autor:Albert Stähli [Stähli, Albert]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Societäts-Medien GmbH
veröffentlicht: 2017-07-05T00:00:00+00:00


Kapitel 5

Kunst und Kultur im maurischen Spanien

Leuchtturm Europas in Wissenschaften, Philosophie, Medizin

Das Streben nach Wissen ist ein unerbittliches Gebot des Islam. Der Physiker und Nobelpreisträger Professor Abdus Salam, ein Mitglied der islamischen Glaubensgemeinde Ahmadiyya, nimmt darauf in einer viel beachteten Rede im Pariser Haus der Unesco im April 1984 wie folgt Bezug: „The Qur’an emphasises the superiority of the ‘alim – the man possessed of knowledge and insight – asking: How can those, not possessing these attributes, ever be equals of those who do? Seven hundred and fifty verses of the Qur’an (almost one-eighth of the Book) exhort believers to study nature, to reflect, to make the best use of reason in their search for the ultimate and to make the acquiring of knowledge and scientific comprehension part of the community’s life.“ (Salam, A., 1984)

Die Herrschaft der Mauren in Spanien liefert einen vorzüglichen Beleg dafür, wie präsent dieses Bildungsgebot um die erste Jahrtausendwende in den moslemischen Gemeinden ist. Hier, im Grenz- und Übergangsgebiet zwischen Christentum und Islam, legen Herrscher und Eliten besonderen Wert auf die Beachtung solcher Suren, die sich nicht nur auf die geistliche Bildung, sondern vor allem auch auf das Wissen über die Welt beziehen: „The Holy Prophets of Islam emphasised that the quest for knowledge and sciences is obligatory upon every Muslim, man and woman. He enjoined his followers to seek knowledge even if they had to travel to China in its search. Here clearly he had scientific rather than religious knowledge in mind, as well as an emphasis on the internationalism of the scientific quest.“ (Salam, A., 1984)

Die Pflicht, den Koran lesen zu können, befördert das Arabische zur Weltsprache der Wissenschaft

Aus dem hohen Stellenwert, den die Bildung im Islam besitzt, folgt zwangsläufig, dass jeder gläubige Moslem in der Lage sein muss, den Koran zu lesen. Das ist im mittelalterlichen Christentum anders, denn hier ist das Lesen und Interpretieren der heiligen Schrift den Geistlichen vorbehalten. Wie wir in unserer Auseinandersetzung mit den Franken gesehen haben, ist es um die Lesekompetenz im Europa des frühen Mittelalters schlecht bestellt. „Der Adel ist weitestgehend illiterat. Die Geistlichkeit ist zwar im Besitz des Bildungsmonopols, aber selbst darin unterversorgt.“ (Stähli, A., 2015a, S. 109) In Nordeuropa ist nur ein kleiner Bruchteil der Bevölkerung des Lesens und Schreibens mächtig, und selbst Bischöfe und Prediger benötigen oft die Hilfe von geschulten Vorlesern.

Das ist in den arabischen Ländern und vor allem im maurischen Spanien völlig anders. Die Entscheidung, den muslimischen Glauben anzunehmen, setzt zwingend voraus, dass man sich mit seiner Lehre und seinen Grundsätzen beschäftigt hat. Das heißt vor allem, den Koran und die ihn auslegenden und weiterführenden Schriften zu lesen und zu verstehen. Wer nicht über diese Fertigkeiten verfügt, kann kein vollwertiges Mitglied der Glaubensgemeinschaft sein. Es wundert daher nicht, dass das Arabische im frühen Mittelalter zur Universalsprache der Wissenschaft wird. Wie sonst hätten sich Gelehrte aus aller Welt über die wichtigen Fragen der Menschheit mündlich und schriftlich austauschen sollen?

Dieses Propädeutikum steht im gesamten arabischen Raum schon in jungen Jahren auf dem Lehrplan. Die



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